Sonntag, 9. Oktober 2016

[Rezension] Wolf Moon River von Rainer M. Schröder

Titel: Wolf Moon River
Autor: Rainer M. Schröder
Genre: Jugendbuch, Thriller
Erscheinungsdatum: 12.09.2016
Seiten: 384
Verlag: cbj
Format: Ebook / Hardcover
ISBN-13: 978-3-641-16312-9
Originalpreis: 13,99€ / 16,99€

Kurzbeschreibung: 
Patrick wusste, dass es die Hölle wird – der Trip in die kanadische Wildnis mit dem Lover seiner Mutter und dessen Tochter Olivia. Doch wie nah er Himmel oder Hölle tatsächlich kommen würde, konnte der Siebzehnjährige nicht ahnen. Nachdem das Flugzeug abgestürzt, der Pilot tot und die Mutter verletzt ist, bleibt Patrick nichts anderes übrig, als sich mit der verhassten Olivia zu Fuß durch die Wildnis zu schlagen, um Hilfe zu holen. Doch der Weg in die Zivilisation ist weiter und das Wetter katastrophaler als gedacht. Wie gut, dass sie kurz vor dem Aufgeben auf Jack treffen, der mit dem Kanu auf den Stromschnellen des Wolf Moon Rivers gekentert ist. Doch warum hat der gehetzt wirkende Typ eine Schusswunde? Warum spricht er im Schlaf von einer Leiche? Und wird er wirklich verfolgt? Als Patrick merkt, dass sie auf einen Mörder gesetzt haben, ist es so gut wie zu spät... 

Meinung: 
Das Cover vermittelt passend zum Inhalt sofort die richtige Atmosphäre. Nicht nur wirkt es wunderbar herbstlich und düster, sondern zeigt einen Wald in völliger Abgeschiedenheit aus der Vogelperspektive. So schön das Cover ist, so fatal ist die Kurzbeschreibung, die der Geschichte jegliche Spannung und Überraschung nimmt und im Grunde einen ganz anderen Plotschwerpunkt vermittelt. Dadurch wartet der Leser sehr lange auf Geschehnisse, die erst spät im Buch eintreten. Generell hat das Buch ein ganz anderes Tempo als hier angedeutet wird.

Die Handlung ist eigentlich gut und teils auch überraschend, aber durch die bekannte Kurzbeschreibung wird wie gesagt die Luft raus genommen. Ansonsten hätte die Geschichte viel Potenzial gehabt. Der Anfang ist erst einmal überraschend und anders als erwartet. Das Tempo der Geschichte wiederum ist langsam und hinzukommen auch noch Handlungswiederholungen aus verschiedenen Perspektiverzählungen. So gibt es im Grunde fünf Perspektivträger, die die Geschichte erzählen, aber effektiv eher drei nötige Perspektiven. Zwei Handlungsstränge werden hier verknüpft: Der von Jack und der von Olivia und Patrick. Im Laufe des Buches kam mir hier öfter der Gedanke, dass es genauso spannend hätte sein können, wenn man beide Handlungsstränge gar nicht vereint, sondern daraus zwei Romane gemacht hätte. Im Endeffekt bremst nämlich Jacks Handlung die der anderen beiden aus. Jack ist auf der Flucht und die wird wirklich rasant geschildert. Dagegen hat man bei Olivia und Patrick teilweise eher das Gefühl, dass sie auf einem Schulausflug sind und nicht auf einer Art Rettungsmission. Der Plottwist am Ende war wirklich gelungen, aber das Ende an sich ging mir viel zu schnell und war eher eine bittere Enttäuschung.

Die Charaktere werden alle durch einige wenige Merkmale beschrieben. Generell stören diese Stereotype im ersten Moment aber nicht. Gerade Olivia war zum Beispiel ein sehr umgänglicher Charakter und vor allem im Laufe der Geschichte lernt man ihre Eigenarten zu verstehen. Auch Jack hat seine sympathischen Seiten und vor allem wirkt er bis zum Ende hin sehr lebendig. Von allen Charakteren war er vielleicht sogar am authentischsten und hat seine Rolle wirklich gut gespielt. Patricks Mutter war mir für die Situation an sich vielleicht etwas zu gelassen, aber im Großen und Ganzen glaubwürdig. Bei Frank und Scott war ich lange hin- und hergerissen, wie ich sie einstufen soll, aber auch sie wirken zumindest sehr authentisch und in gewissen Zügen sympathisch. Und dann ist da Patrick. Ich gebe zu, dass er sich gegen Ende hin deutlich verbessert hat, aber er war im Grunde der unsympathischste Charakter, den Olivia an ihrer Seite hätte haben können. Er versucht cool zu sein und gibt ständig Sprüche von sich, bei denen man nur die Augen verdrehen kann. Und eigentlich dreht sich alles nur um ihn. Im Endeffekt ist es interessant die völlig konträren Charaktere Olivia und Patrick aufeinandertreffen zu lassen und dazu zu zwingen einander helfen zu müssen. Dennoch konnte gerade Patrick mich nie ganz überzeugen. Er scheint einfach die ganze Welt zu hassen, obwohl ihm niemand so richtig was getan hat.

Schröder schafft es sehr leicht die Atmosphäre mit seinen Worten einzufangen. Dadurch bekommt man schnell ein Gefühl für die Geschichte und hat direkt das Gefühl mit dabei zu sein und kann sich die Handlung gut vorstellen. Was mich allerdings sehr gestört hat, war ein Plotaspekt, der bei Jack angesprochen wurde. Ständig wird von dem Mord berichtet und versucht etwas darüber zu erzählen ohne etwas zu erzählen. Auf Dauer fand ich das als Leser ziemlich nervig und hätte mir gewünscht, dass das Thema dann gar nicht erst ständig angeschnitten würde.

Selbst wenn man darüber hinwegsieht, dass die Kurzbeschreibung jegliche Spannung raubt, hat das Buch einige Kanten und Ecken, an denen man sich zu leicht stößt. Eigentlich mochte ich die Olivia-Patrick-Perspektiven mehr als die anderen, aber dann musste man sich wieder mit Patrick herumquälen, was leider auch eine Qual war. Erziehung scheint er wirklich nicht genossen zu haben. Schlimmer fand ich dann aber das Ende, das völlig sang- und klanglos war. Es war als hätte Schröder es sich einfach machen wollen. Leider hat er dem Roman dadurch Authentizität geraubt.

Fazit:
„Wolf Moon River“ hat eigentlich viele Elemente, die ein gutes Buch ausmachen. Die Zusammensetzung dieser Puzzleteile fällt aber leider schwach aus. Zwar kann der Roman mit seiner Geschichte durchaus begeistern und vor allem die Beschreibung der Wildnis fängt Schröder sehr gut ein, aber ganz stimmig wirkt die Geschichte nicht.

Gesamt: 3/5

Inhalt: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Schreibstil: 4/5

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