Mittwoch, 19. April 2017

[Rezension aus dem Archiv] Der Tod in Venedig von Thomas Mann

Titel: Der Tod in Venedig
Autor: Thomas Mann
Genre: Novelle, Klassiker
Erscheinungsdatum: 1913
Seiten: 148
Verlag: Fischer
Format: Taschenbuch
ISBN-13: 978-3596112661
Originalpreis: 6,95€ (aktuell 7,99€)

Inhalt: 
Das Buch handelt von Gustav von Aschenbach, der eine plötzlich Lust zum Reisen entwickelt, nachdem er einen Fremden am Bahnhof begegnet und sich sogleich nach Venedig begibt. Dort trifft er auf den zarten Jungen Tadzio, der ihn sofort seiner Schönheit wegen fasziniert. Nach kummervollen Berichten weiß Aschenbach nicht mehr, ob er in Venedig - um Tadzios Willen - verharren oder doch abreisen soll. 

So ähnlich klänge vermutlich eine Kurzbeschreibung zu dem Buche in der heutigen Zeit. Tatsächlich fällt es mir schwer den Inhalt in Worte zu fassen, dafür ist das eigentliche Geschehen zu knapp, zu schnell von vorne bis hinten abgehandelt.

Meinung: 
Ich finde Thomas Manns Schreibstil sehr ansprechend, er kann mit Worten umgehen und einem die nötige Stimmung vermitteln. Das ganze Buch über war diese drückende, schwüle Stimmung in der Luft, ja nahezu träge. Auf der anderen Seite ist das Buch auch sehr komplex und verleitet dazu, den Geist schweifen zu lassen. Man braucht Konzentration, um "Der Tod in Venedig" lesen zu können und alles zu verstehen, viel Konzentration und Durchhaltevermögen.

Ich kann nachvollziehen, warum dieses Buch ein Klassiker ist. Viel Geschwafel um nichts. Schöne Worte und komplizierte Themen. Vielleicht auch nicht ganz so kompliziert, aber Mann vermittelt einem, dass es nicht leicht zu verstehen wäre. Vermutlich könnte man das Buch in einer Kurzgeschichte abhandeln, in 50 Seiten, aber Thomas Mann schmückt das Buch ermüdend aus. Es passiert nicht viel. Wenn man es ganz genau nehmen will, passiert eigentlich gar nichts. Aschenbach verreist. Aschenbach folgt Tadzio. Das macht den Kern der Handlung aus. Es wird nur berichtet wie er die Familie verfolgt und von ominösen Gerüchten über eine Seuche erfährt, aber das auch erst gegen Ende. Allein bis Aschenbach in Venedig eintrifft, sind wir bereits im dritten Kapitel von gerade mal fünf. Es dauert also lang genug bis die eigentliche Handlung beginnt.

Hinzu kommt, dass Aschenbach dem Leser zwar nahe gebracht werden soll, aber die distanzierte Art des Erzählens hat es mir unmöglich gemacht, dem Protagonisten etwas abzugewinnen. Es fällt mir furchtbar schwer seinen Charakter wiederzugeben, da er so blass blieb. Natürlich könnte das auch bewusst von Thomas Mann eingesetzt worden sein. Aschenbach blass erscheinen lassen, damit es jeder beliebige sein könnte. Mir gefällt es dennoch nicht.

Ich mag zwar die tiefsinnige Art des Buches, aber es wäre mir lieber gewesen, es würde dabei nicht so ein stumpfsinniges Thema behandelt. Natürlich war Homosexualität damals skandalöser Natur, ist es ja heute noch zum Teil, aber das ist es nicht, was mich stört. Mich stört diese Art wie die Geschichte erzählt wird. So distanziert und undeutlich. Man hat am Ende das Gefühl immer noch nichts zu wissen. Und Aschenbach hätte ich so manches Mal gerne ein paar Worte zu sagen gehabt.

Dennoch finde ich zumindest die Verbindung zwischen Tadzio und Aschenbach sehr gut umgesetzt. Die zarten Knospen der Verliebtheit spürt man förmlich. Aschenbach wirkt absolut glaubwürdig, wenn auch furchtbar naiv. Man würde erwarten, dass ein junges Mädchen sich so verhält, hier ist es aber ein alter Mann, der sich scheinbar nach Neuem sehnt, nach Schönem. Und diese Schönheit kann Tadzio ihm zeigen. Die beiden reden nie auch nur ein Wort miteinander, aber dennoch fühlt Aschenbach sich so zu ihm hingezogen - vermutlich erging es schon jedem einmal so mit einem heimlichen Schwarm.

Ich bin mir einfach nicht sicher, ob ich das Buch gut finden soll oder nicht. Es bringt genau das rüber, was Thomas Mann vermutlich bezwecken wollte. Aber die ganzen Seiten, in denen nur irgendwelcher Nonsens besprochen wird, haben mich ermüdet. Ich musste mich zwingen das Buch zu beenden. Wenigstens war das Ende knapp und einfach, wenn auch viel offen lassend.

Fazit: 
Das Buch ist kein leichter Stoff und man kann es garantiert nicht als Unterhaltungslektüre lesen, aber es macht einen gewissen Reiz aus. Es einmal gelesen zu haben ist auf jeden Fall nicht verkehrt, aber auch kein Muss.

Gesamt: 3/5

Inhalt: 2/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 2/5
Schreibstil: 3/5

Geschrieben am: 14.08.14

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